Pfingsten 2002 in Spanien 

Seit Anfang des Jahres planen Franz und ich eine gemeinsame Tour mit zwei CTs nach Kroatien. Jetzt in der Woche nach Pfingsten ist es soweit. Die Maschinen sind startklar. Meine CT hat nach längerer Pause (2 Monate nicht flugklar) nun einen neuen Motor der ca. 10h ohne Probleme gelaufen ist.

Der Pfingstsonntag bringt Wolken und Regen, eine Front, die langsam nach Osten abzieht... Kroatien wird also nicht gehen. Wir beschliessen deshalb zunächst nach Südfrankreich zu fliegen und vertagen uns auf den Pfingstmontag.

Der Morgen begrüsst uns bereits mit strahlend blauem Himmel, also zügig zum Flugplatz. Als ich meine Maschine volltanke, höre ich bereits wie Franz sich zur Langung anmeldet, wir hatten den Treffpunkt Bremgarten vereinbart. Nach seiner Landung geben wir gleich den Flugplan für den Flug über die Grenze nach Frankreich auf. Um Zoll muss man sich glücklicherweise inzwischen keine Gedanken mehr machen, diese bürokratische Hürde ist Anfang des Jahres weggefallen.

Der Flug verläuft problemlos, wir wählen nach der TMA Basel eine "passagierfreundliche" Flughöhe von 4000 ft, so hoch kommt die morgendliche Termik noch nicht. Unser erstes Ziel Amberieu wird nach 1,5h erreicht und der Flugplan kann mit Reims Information bereits im Anflug geschlossen werden. An dem riesigen Platz ist nichts los, lediglich ein paar Modellflieger testen ihre Renner vor dem Clubheim. Auf der Grasbahn sieht man in der Ferne eine Reihe von Segelflugzeugen aufgestellt, die noch bessere Thermik abwarten. Wir trinken etwas, geniessen ein Eis und planen die weitere Route. Da wir beschlossen hatten, in Frankreich zu übernachten, bietet sich als Ziel der UL - Platz Torrilles bei Perpignan an, den ich vom letzten Jahr bereits kenne.

Der Flug wird unter den Lufträumen von Lyon hindurch und dann direkt Richtung Beziers geplant. Nach einem schönen Flug landen wir bereits am frühen Nachmittag in Torreilles. Michel, der Flugplatzbesitzer, erkennt mich wieder und wir können gleich unsere Maschinen festmachen. In der Zwischenzeit hat er bereits eine Unterkunft in einem Hotel in Canet Plage für uns organisiert und einer seiner Flugschüler bringt uns mit dem Auto hin. Beim Spaziergang durch die schon mit ersten Touristen bevölkerte Stadt stellt sich mediteranes Feeling ein. Auch ein Abstecher ans Meer muss sein, das Wasser wäre aber zum Baden noch zu kalt.

Der nächste Tag beginnt ganz gemütlich, gegen 11:00 Uhr sind wir, nach einer haarsträubenden Taxifahrt mit bis zu 160 km/h auf der Dorfstrasse, am Flugplatz. Wir tanken aus Kanistern nach, verabschieden uns und fliegen nach dem Start gleich zur Küste. Dieser Küste folgend fliegen wir Richtung Spanien. Zunächst liegen an den ins Meer auslaufenden Pyrenäen noch einige aufgelockerte tiefere Wolken, die uns zwingen in 500 ft über das Wasser zu fliegen. Da sind wir aber garnicht böse darüber ;-). Als wir das Cap Creus umflogen haben wird es klarer, bei La Escala schwenken wir in Richtung  Landesinneres, wir wollen die Lufträume Barcelona und Tarragona westlich umfliegen. Kurz nachdem wir die Küste passiert haben, meldet sich Franz bei mir: "Sag mal, schüttelt es bei Dir auch so ?". Die Mittagsthermik schlägt voll zu, wir beschliessen langsamer zu fliegen, damit die Schläge nicht so brutal sind. Das Befinden unserer Passagiere lässt uns in Igualada einen Zwischenstopp einlegen, da werden dann erstmal Reisetabletten eingeworfen. Der Platz ist ein spanisches Segelfliegerzentrum, er hat eine asphaltierte Bahn und es gibt eine ganze Reihe mit Hallen. Allerdings scheint hier die Saison noch nicht begonnen zu haben, es ist alles verlassen.

Der weitere Flug führt uns über die abwechslungsreiche Berglandschaft weiter nach Süden. Im Bereich der Ebro - Mündung schwenken wir zurück zur Küste. Dieser folgen wir dann bis zu unserem Ziel Castellon de la Plana, welches uns Michel empfohlen hatte. In der Gegend von Castellon wird noch immer heftig gebaut, obwohl die Küste hier schon mit Bettenburgen vollgepflastert ist. Die leeren Strände lassen uns allerdings auf die Vorsaison hoffen. Nach der Landung gehen wir zu Fuss in das nahegelegene "Hotel del Golf", um dann festzustellen, das hier noch geschlossen ist. Erst morgen werde geöffnet, heisst es. Also nehmen wir den Bus und fahren in den nächstgelegenen Ort Grau. Dort finden wir eine Übernachtung und staunen über die Preise: 75 EUR ohne Frühstück - Spanien ist auch nicht mehr billig ! Der erste Abend wurde durch ein Spitzenmenü mit frischen Mejllones (Miesmuscheln), Meeresfrüchtesalat und Fisch im Hafenrestaurant von Grau gekrönt.

Wir sind tags darauf nochmal zum "Hotel del Golf" fragen gefahren und dann auch dahin umgezogen.  Das war dann auch ideal: zu Fuss 100 m zum Flugplatz und 150 m zum Strand, genial !

Während über Frankreich und Deutschland eine Front zieht, vergnügen wir uns bei bis zu 31° am Strand. Am ersten Tag ist es dabei etwas trüb, die Sonne scheint durch Schleier hindurch. Gegen Abend kommt sie dann doch noch komplett raus, für einen Sonnenbrand reicht's. Am zweiten Tag ist es dann am Strand sehr windig, die Wake- Boarder freut es. Am Abend treibts Franz und mich zum Flugplatz, austoben ist angesagt... Wir haben einen Riesenspass damit bei dem Start eine tiefe Formation am Hotel vorbei zu fliegen, von dort wird es fotografiert. Anschliesend tanken wir voll. Wir hatten im Internet Cafe in Castellon das Wetter gecheckt und wegen einer erneut heranziehenden ausgedehnten Front beschlossen am Freitag nach Hause durchzufliegen. Wir möchten möglichst einen direkten Kurs fliegen, laut GPS sind das ca. 1100 km.

Gegen 9:30 kann es losgehen, wir fiegen wieder der Küste entlang nach Norden bis zur Ebro Mündung. Dann nach Westen bis die Kontrollzone Reuss (Tarragona) umflogen ist, ab hier direkter Kurs. Der führt uns nach den Bergen westlich von Barcelona über das relativ flache Gebiet bei Lleida zu den Pyrenäen. Diese sind Dank der sehr guten Sichten bereits aus weiter Ferne zu sehen. Langsam beginnt das Gelände anzusteigen, der Gegenwind nimmt zu. Mit nachgesetzter Leistung und einiger kräftiger Leebärte (Thermik an er windabgewandten Seite eines Berges) erreichen wir die Höhe zum überqueren der ersten Kante. Es wird heftig unruhig, ich erlebe die Thermik meines Lebens: mit einem brutalen Schlag steht die Nase steil in den Himmel, als ich vorsichtig nachdrücke wandert das Variometer über 2000ft/Minute (10 Meter/Sekunde) Steiggeschwindigkeit hinaus an den oberen Anschlag  und bleibt da für ca. eine halbe Minute stehen !  Mit der so gewonnenen komfortablen Höhe ist die Überquerung kein Problem mehr. Bereits auf der fränzösischen Seite überfliegen wir ein Hochtal, in dem ein tiefschwarzer See von schneebedeckten Gipfeln umgeben ist, traumhaft.

Über Frankreich führt uns der lang ausgedehnte Sinkflug bis an das Zentralmassiv bei Clermont - Ferrant heran. Wir bekommen die vorboten der kommenden Front zu spüren, in Richtung Mittelmeer stehen scharf ausgeprägte Lenticulares (Linsenwolken, die durch sehr starke Winde entstehen). Es ist eine Tortur, die Höhe zu halten, die wir von Montpellier -Approach zugewiesen bekommen haben. Ein Stop ist in Montelimar geplant, bei dem Geschüttel und kräftigen Gegenwind von bis zu 50 km/h  zieht sich die letzte Stunde dorthin fast endlos. Etwa 15 Minuten vor Montelimar öffne ich den linken Tank, der ist noch immer randvoll. Nach genau 4 Stunden Flugzeit landen wir schliesslich und geniessen eine Ruhepause auf der windgeschützten Terasse des Restaurants. Wie immer interessiert sich hier niemand für uns, Landegebühren?, Flugleiter?, sonstige Represalien? - Fehlanzeige!

Wir beschliessen ohne nachzutanken weiterzufliegen, direkter Kurs. Nur bei Grenoble gibt es noch einen kleinen Schlenker um die Kontrollzonen, dann geht's Richtung Jura. Durch ein paar Wolken gibt es einen schönen Blick auf das Mont Blanc - Massiv, auch der Flug über den französischen Jura ist sehr schön. Langsam aber sicher werden die Tanks leerer, wir beschliessen den linken Tank komplett leer zu fliegen, damit im rechten ein aussreichend hoher Füllstand bleibt. Der linke Tank von Franz hält ca. 10 Minuten länger als meiner, wir haben noch 50 Kilometer zu fliegen. Zumindest haben wir keinen Gegenwind mehr, der hat uns auf der gesamten Strecke mindestens eine Stunde gekostet. Die Nervosität nimmt zu, da bei leerer werdenden Tanks die Schlauchanzeige stark schwankt (auch zu "leer" hin).
Schliesslich landen wir nach 2 Stunden und 30 Minuten Flugzeit in Bremgarten. Damit sind wir mit einer Tankfüllung in 6 Stunden 30 Minuten von Castellon nach Bremgarten geflogen (ich tanke später 104 l, es sind also noch ca. 10 l drin gewesen). Franz tankt in Bremgarten 30 l und fliegt anschliessend noch eine Stunde weiter nach Nortel bei Stuttgart, er möchte nach Hause.

Insgesamt waren die 5 Tage wieder eine tolles Erlebniss und es kann nur empfohlen werden in der Gruppe zu fliegen. Ideal ist dabei eine Gruppe von 2 bis 4 Maschinen, die in ihren Leistungen möglichst gut zusammenpassen sollten. Wenn's dann auch noch bei den Leuten so gut klappt, wie's bei uns geklappt hat, wird es 'ne tolle Sache.


Vorbereitung und Aufbruch in Bremgarten


Traumwetter für unseren Flug
 



Durch Frankreich: Pause in Amberieu, Schlösser und Klatschmohn - Felder


Am Mittelmeer angekommen


Torreilles



Eindrücke vom Flug von Frankreich nach Spanien an der Küste um das Cap Creus


Wo man auf dem Landweg nicht hinkommt...


 


Castellon de la Plana - Zuhause regnet es ;-)


Formationen

Formationsstart - Am Hotelzimmer vorbei


D-MNOR zum Fotoschooting


Das Ebro - Delta


Stausee am Fuß der Pyrenäen


Über den Pyrenäen an der Grenze zu Frankreich - Traumpanorama


Die Sequenz zeigt Franz beim Start zum Nortel


Grosse Reinigung nach 15 Flugstunden


Zurück zu Fliegen
Zum Ingenieurbüro
Impressum

eMail an: jk@JohannesKammerer.de
Postanschrift: Bergalingen 12; D - 79736 Rickenbach  Telefon 07765 / 91 0 23; Fax 07765 / 91 0 25