Eine Woche baden in Südfrankreich

Im hiesigen Campinggeschäft wird im Sonderangebot ein Minizelt (1,3 Kg) für 2 Personen entdeckt, damit ist die Idee von einer Badeurlaub-Tour mit Zelt unter der Fläche geboren

Nach einem verregneten Weekend folgte der Entschluss nach Frankreich zu fliegen. Die Idee lag in dem Bereich Provence, spanische Grenze und Atlantikküste bei Bordeaux. Im „Guide de Vol“, den wir von Udo geliehen hatten, war mit Torreilles bei Perpignan ein erstes konkretes Ziel gefunden. Für den Platz war angegeben, das er 1,5km von Meer entfernt liegt und ein Anruf beim Flugplatzchef bringt das OK, das man am Platz zelten kann.

Am Sonntag morgen geht der Flugplan (FLP) nach Frankreich durchs Fax und die obligatorische halbe Stunde, die zwischen Aufgabe des FLP und der Startzeit liegen muss, wird zum Volltanken genutzt. Als erstes Ziel und Station um den Flugplan zu schliessen wurde Besancon la Veze gewählt. Der Flug führt unter dem Anflug von Bale Mulhouse durch und dann am Doubs entlang, eine kurze Etappe. Als wir über La Veze kreisen schliesse ich den FLP per Funk mit Reims Information. Es gibt zunächst einige Verständigungsschwierigkeiten: Der Controller glaubt zuerst, wir wollen von La Veze nach Deutschland fliegen.

Nach der Landung stellen wir fest das der Platz komplett verlassen ist, es hätte hier niemanden gegeben, der uns bei dem FPL hätte helfen können. Nach einer kurzen Pause sind wir wieder in der Luft.

Ich melde mich wieder bei Reims Information und bitte um Verkehrsinformationen. Inzwischen ist ein anderer Controller am Ohr und sagt auf das von mir durchgegebene geplante Routing hin, er hätte aber einen FPL vorliegen, nach dem ich von Deutschland nach La Veze fliegen soll. Nach etwas hin und her klärt sich das Ganze, irgendwie haben die Franzosen das nicht im Griff...

Der Flug führte weiter über das französische Jura nach Süden Richtung Grenoble, über einen wunderschönen Stausee. Als wir das Rhonetal erreichen, heisst es tiefer gehen, wir unterfliegen den Luftraum von Lyon Richtung Westen. Der weitere Flug führt am westlichen Rand des Rhonetals nach Süden, wir haben kräftigen Rückenwind. Nach dem wir einige schöne Plätze überflogen haben folgt über Pont St. Esprit der spontane Entschluss hier zu einer Pause zu landen. Durch den strammen Windsack wird es nach dem Anflug am Ort vorbei über die Rhone eine anspruchsvolle Landung. Zunächst schein wieder niemand da zu sein, bis schliesslich ein Man auf uns zukommt. Der freundliche Herr ist vom Flugplatz und zeigt uns die Hallen und das Clubheim. Da wir Sonntags losgeflogen sind, haben wir keine Gelegenheit mehr gehabt, französische Fancs zu besorgen. Wir bezahlen die Cola mit DM Münzen – höchste Zeit, das der Euro endlich kommt.

Nach dem Start biegen wir nach Westen ab, um die Lufträume von Nimes und Montpellier zu umfliegen, jetzt am Nachmittag ist es doch recht bumpy geworden. Richtung Beziers soll es an die Küste gehen, damit es etwas ruhiger wird. Gegen 16:00 landen wir in Torreilles, der Chef, mit dem ich telefoniert hatte, ist in der Luft, wodurch wir zuerst mal warten müssen. Der kleine Platz wird intensiv für Bannerschlepp (mit Xais und Stol ULs) am Strand entlang genutzt, es herrscht reger Verkehr hier.

Ich binde die Maschine schon mal fest, als Michel Lopez uns empfängt, zeigt er uns hinter den Hallen eine Stelle neben dem Schilf, wo wir unser Zelt aufschlagen können. Es ist ein kleiner Campingplatz für die Schüler seine Flugschule, Toilette und Dusche (kalt) steht zur Verfügung. Anschliessend kommt die Frage nach einem Bankautomaten um Geld zu besorgen. Es soll in St. Marie sur Mer einen geben. Auf die Frage wie wir da hin kommen, stellt uns Michel sein Auto zur Verfügung. Das ist auch gut so, den als wir den Automaten gefunden haben, ist der defekt. Also fahren wir weiter nach Canet Plage, dem nächsten grösseren Ort. Es ist Hochsession und eine Menge Betrieb hier. Wir „tanken“ mit drei EC- Karten an vier verschiedenen Automaten (2 waren leer) FRF. Dann geht’s in den Supermarkt zum Einkaufen und anschliessend zu einem Kebap Stand was Essen. Das Essen war nicht so gut und wir wollen aus dem Trubel wieder raus, gegen 19:00 sind wir zurück am Flugplatz.

Jetzt wird das Zelt aufgebaut, es ist nicht schwierig und nach 15 Minuten haben wir eine Bleibe, der Abend klingt mit einem Rotwein aus dieser Gegend (Roussillion) aus. Die Nacht wird unruhig, wir sind das Schlafen im Zelt nicht gewohnt. Der Montag soll zu einem Badetag werden, wir machen einen Spaziergang nach St. Marie um legen uns an den Strand. Es ist sehr windig aber wir finden ein etwas geschütztes Plätzchen hinter einem Sandhügel, ansonsten ist der Strand sehr offen, es gibt keine Schattenspender. Mittaggegessen wird gepflegt in einem Restaurant an der Strandpromenade, selbstredend Fisch. Nachmittags noch mal Strand, wir beschliessen noch einen Tag zu bleiben.

Am morgen machen wir einen Rundflug entlag der Küste bis zur spanischen Grenze, Sightseeing pur. Sonst verläuft der Dienstag +/- wie der Montag,  Seele baumeln lassen. Nachmittags füllt sich der Strand doch deutlich, mit so vielen Leuten wird es unangenehm. Wir sind uns einig, das es mit dem Baden nun reicht. Der Mittwoch bringt eine Wetterverschlechterung in ganz Nordeuropa, auch hier ist es bewölkt. Der Weiterflug wird um einen weiteren Tag verschoben. Ich versuche herauszubekommen wo man ein Auto mieten könnte, wir wollen etwas herumfahren. Das hat schliesslich einer der Flugschüler hier mitbekommen und uns seinen Peugeot angeboten. Im Gegenzug möchte er einen Flug mit der CT machen, gesagt getan.

Die Autotour führt an der Küste entlang, wir stoppen bei der Festung in Corrtilla die wir gestern überflogen hatten. Anschliessend geht es Richtung Spanien. Wir sind mit Stau und Verkehr wie im Ruhrgebiet zur Rushhour konfrontiert, was den ursprünglichen Plan, auf der gleichen Strecke zurückzufahren, vereitelt. Also weiter nach Spanien und über die Autobahn zurück. Unterwegs wird noch ein halt bei Carrefour eingelegt und wir kommen bei Dunkelheit zum Flugplatz zurück. Ich glaube, der Besitzer des Autos hat sich schon ziemliche Sorgen gemacht. Beim anschliessenden Abendessen (Rotwein, Brot und Käse), zum den wir alle eingeladen haben, ist das dann schnell vergessen.

Am Donnerstag ist das Wetter wieder etwas besser, wir wollen aufbrechen. Michel will für 4 Nächte Parken und campen gerade mal 150,- FRF (ca.50,- DM) haben und das in der Hauptsession.Obwohl wir keine genauen Wetterinfos zum Westen Frankreichs haben, fliegen wir mal Richtung Westen los. Nach ca. einer Stunde fängt es westlich von Carcasone an zu regnen und weiter im Westen ist tiefer eine geschlossene Wolkendecke zu sehen. Wir beschliessen an das Mittelmeer zurückzufliegen, damit wird’s doch noch ein Abstecher in die Provence.

Zurück am Mittelmeer geht es an der Küste entlang durch die Lufträume von Montpillier und Nimes nach Osten. Gegen Mittag landen wir in Vinon, einem Segelfliegerzentrum. Kurz nach uns landet ein Motorflieger aus Paris, er wird abgeholt wird, bietet uns an, das wir in das Städtchen Greoux mitfahren können.

Dort machen wir uns auf die Suche nach einer Bleibe, nach 4 Zeltnächten soll es wieder mal ein Hotelzimmer mit richtigem Bett sein. Fast hätten wir Pech gehabt, die Dame in der Tourist Information hat bereits 2/3 Ihrer Liste durchtelefoniert, bis wir ein Zimmer in einem Hotel mitten im Stadtzentrum reservieren können. Wir gehen gleich hin und legen unser Sachen ab. Dann folgt ein Spaziergang durch den Ort und an den Fluss Verdon im Tal. Es ist eine schöne Stadt mit engen Gassen.

Am Freitag wird zum Heimflug-Tag erklärt. Wir fahren mit dem Taxi zum Flugplatz, das ist teurer als die 4 Nächte in Toreilles. Angekommen frage ich die Segelflieger nach der Möglichkeit zu tanken, es kommt die knappe Antwort „maximal 20 Liter“. Wir sagen „Nein Danke“ und beschliessen einen Schwenk zurück an die Küste zu machen, um dort nachzutanken. An der Cote d Azur angekommen wird als erstes Le Castellet angefunkt. Wir erhalten die Antwort, das der Platz heute geschlossen sei, auf der Runway fahren Baufahrzeuge. Nach drei weiteren Versuchen bleibt nur der internationale Flughafen Cannes. Also Frequenz gerastet und los. Bei der Frage nach dem „Type of aircraft“ antworte ich vorsichtig mit „CT, a small aircraft similar to a Cessna“, es funktioniert. Wir erhalten die Landefreigabe als Nummer 4 hinter einem zweistrahligen Falcon Jet. Nach dem Tanken und Abliefern der Landegebühr (mit 66 FRF nicht einmal so hoch) fliegen wir wieder ab.

Der Flugweg führt über die französischen Seealpen, wir fliegen 3500m hoch und die Sicht ist fantastisch. Bei Grenoble legen sich unter uns Wolken um die Gipfel und es wird beschlossen eine Etage tiefer zu gehen. Dem Tal folgend kommen wir nach Chambery und schliesslich wieder zum Rhonetal. Nach 3,5 Stunden folgt die Landung in Dole. Hier geben wir den Flugplan auf und essen die Reste der Brötchen, die wir am ersten Abend in Canet Plage gekauft hatten. Die letzte Etappe fliegen wir gemütlich und tief. Auf meine Bitte den FLP zu schliessen antwortet der Flugleiter in Bremgarten, das es keinen gäbe. Es hat bei den Franzosen wieder nicht geklappt, man fragt sich, wozu man das überhaupt macht.


Der aufgestaute Fluß und die Rhone, im Anflug auf Pont St. Esprit


Zwischenstop in Pont St. Esprit und Windsack in Torreilles


Über Häfen bei Perpignon


An Fuß der Pyrenäen




Entlang der Küste bis zur spanischen Grenze


Sightseeing aus der Luft und am Boden


"Rundbauten" und der UL Platz Torreilles bei Perpignon


Der Versuch an den Atlantik zu fliegen, zurück in der Provence wird's Wetter wieder besser


Greuox les Bains


Spaziergang an den Verdon


Der Schwenk an die Cote Azur, aus der Ferne ein Blick auf Marseilles


St Tropez und auf dem Rollfeld in Cannes


Rückflug über die französischen Alpen


Zurück zu Fliegen
Zum Ingenieurbüro
Impressum

eMail an: jk@JohannesKammerer.de
Postanschrift: Bergalingen 12; D - 79736 Rickenbach  Telefon 07765 / 91 0 23; Fax 07765 / 91 0 25