Als ich von meinem Flugzeug erzählte, kann prompt die Einladung, wir sollen doch mal zu Ihm in sein Sommerdomizil geflogen kommen. Diese Idee hat gefallen und die Einladung war angenommen.
Nach einem ersten gescheiterten Versuch zur Hauptsaison Anfang August haben wir nun Mitte September Urlaub und es giesst in Strömen. Ein Anruf bei Angelo bringt uns das ultimative Neidwetter (Sonne und 30°), wir sitzen hier fest. Das Wochenende zieht vorbei und Besserung ist nicht in Sicht. Am Montag morgen erscheint der Anruf bei AIS schon fast überflüssig, die Dame macht allerdings Mut: Von Basel Richtung Dijon und dann weiter im Ronetal sind die Wolkenuntergrenzen im Bereich 2000ft Grund, mit einzelnen Schauern. Noch bei strömendem Regen fällt die hastige Entscheidung in Richtung Flugplatz loszufahren. Tatsächlich sieht die Lage in Bremgarten nicht schlecht aus, obwohl in der Burgunder Pforte ein Schauer hängt, gebe ich einen Flugplan nach Avignon auf. Tanken und los, es läuf t prima und nach 3 Stunden folgt der Anflug in Avignon. Die Landefreigabe enthält die Information „wind 30 to 35 knots “ (ca. 60-70km/h), ich stelle mich auf eine anspruchsvolle Landung ein. Es wird ein Tanz über die Landebahn, endlich heil am Boden zeigt der Fahrtmesser 75km/h an, das ist die Geschwindigkeit, die beim Start zum Abheben nötig ist. Die CT wird gut festgezurrt.
Die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit wird im Novotel
Süd beendet und kurz vor Sonnenuntergang fahren wir mit dem Bus in
die Stadt. Ein Spaziergang zur Pont de Avignon und anschliessendes Abendessen
neben dem Karussell auf dem Hauptplatz, die Tour hat begonnen. Am nächsten
Morgen stehen wir früh auf, strahlend blauer Himmel und der Wind hat
etwas nachgelassen. Die Abfertigung mit Flugplanaufgabe dauert lang (es
muss u.a. auch eine Passagierliste ausgefüllt werden) und wir starten
gegen 10:00 Uhr, Ziel ist Florenz mit Alternative Pisa. Mit ca. 50 km Abstand
zur Küste geht es über die Seealpen, ein ungewöhnlicher
Anblick sind die schneebedeckten Berge so nah am Mittelmeer. Die Flugroute
führt durch die Kontrollzone von Genua, wir sollen tief fliegen, in
1000ft über das Wasser. Die Pflichtmeldepunkte sind in der Karte abgebildet
und meine Meldungen setze ich punktgenau ab. Richtung Süden zeigt
sich aufkommende Quellbewölkung, deshalb entscheiden wir uns an der
Küste zu bleiben, also nach Pisa zu fliegen. Der Anflug wird per Radar
Vectoring exakt vorgegeben, weshalb wir am schiefen Turm nur in ca. 5km
Abstand vorbeifliegen können. Er ist aber Dank der guten Sicht klar
zu erkennen.
Wir bekommen gesagt, das wir maximal 2 Stunden bleiben dürfen.
Neben den Airlinern wird zum Ersten mal getankt. Nach dem Start führt
uns der Flugweg von der Küste weg über die Toskana, eine wunderschöne
Landschaft, gerne würde man hier länger bleiben und schauen.
Als estimated time zum Ziel „Ugento“ gibt das GPS knapp 4 Stunden an, deshalb
setze ich ordentlich Leistung, ich möchte ausreichend früh vor
dem Sonnenuntergang ankommen. Als wir bei Rieti in die Berge kommen wird
das Wetter schlechter, die Gipfel sind in Wolken und bald beginnt es zu
regnen. Wir müssen weit nach Westen aus dem Gebirge heraus ausweichen,
fast bis Neapel zurück an die Westküste. Südlich von Neapel
können wir dann wieder nach Osten schwenken und bei leichten Schauern
und heftigen Turbulenzen Richtung Taranto weiterfliegen. Inzwischen haben
wir fast eine Stunde verloren und wir entscheiden, das wir sicherheitshalber
in Taranto (ca. 120km vor unserem Ziel) landen und noch mal übernachten
wollen. Ich rufe Taranto Tower um Landeinformationen zu erhalten. Erst
nach dem dritten Anruf kommt eine zögerlich die Frage, was ich den
wolle. Wir sind schon über dem Platz als die Antwort kommt „Landung
ist nicht möglich, der Platz ist geschlossen“. Als ich dann noch sehe
wie unten auf dem Rollfeld Militär–Jets mit jeweils einer Gruppe
von Soldaten darum stehen, drehe ich ab.
Bis Sonnenuntergang und mit der Dämmerung ist es noch ca. eine Stunde und der Flugplatz Lecce Lepore wäre auch noch zu erreichen. Also doch noch mit Vollgas Richtung Ugento. Nach ca. 30 Minuten erreichen wir den Ort, von etwas, das einem Flugplatz ähnlich wäre, ist weit und breit nichts zu sehen. Die Landschaft ist von ausgedehnten Olivenhainen und Steinen bedeckt, absolut unlandbares Gelände. Erst nach einigem Kreisen entdecke ich ca. 5 km südlich eine Halle neben einem freien Feld, bei näherer Betrachtung entdecke ich auch die Leitung, vor der in der Beschreibung des Fluggeländes gewarnt wurde, das muss es sein. Die 550m sehen sehr kurz aus und da der Anflug über die Leitung geht, brauche ich mehrere Anflüge, um gut genug zu treffen. Die Landung wird schliesslich weicher als das Feld aus der Luft hätte erwarten lassen, heute waren wir 7 Stunden und 47 Minuten in der Luft, es reicht (selbst mir).
Da hier niemand ist, machen wir uns auf den Weg zum nächsten Ort, aus der Luft hatte ich mir einen Feldweg gemerkt und nach einer halben Stunde sind wir in Gemini, es ist jetzt dunkel. Auf dem Dorfplatz, der das Zentrum des Geschehens zu sein scheint, finden wir ein Münztelefon. Die Hilfsbereitschaft der Dorfbevölkerung ist überwältigend und mit deren Hilfe schaffen wir es nach einigen Versuche Angelo anzurufen, er kommt uns abholen.
Am nächsten Tag erfahren wir, das man Werktags eine Genehmigung von den Militärs in Galatina benötigt um fliegen zu dürfen, der gesamte Absatz Italiens liegt in einem militärischen Sperrgebiet. Die fliegerischen Aktivitäten beschränken sich auf das Wochenende, wir waren ohnehin zum Tauchen hergekommen. Die Gastfreundschaft ist sensationell und das Wetter jeden Tag bestens. Da hier die beiden Meere Adria und Ionisches Meer zusammentreffen, bildet sich eine Lokale Wetterlage aus, die den gesamten Sommer über bestes Wetter beschert. In der Zeit in der wir hier in Meer baden, werden vom nur 250 km entfernten Neapel Unwetter mit Toten berichtet. Einzig der Scirocco bläst hier vom Meer her, er soll überlicherweise für drei Tage starke Winde bringen, wir haben ihn nur einmal für einen Vormittag erlebt.
Am Samstag mache ich mit Angelo einen ausgedehnten Rundflug um den Absatz herum. Die Sicht ist so gut, das ich bei Otranto am Horizont in der Adria Felsen entdecke. Diese gehören zu Albanien (ca. 80 km entfernt), weiter im Süden ist ein einzelner Fels in der Adria zu sehen, der spätere Check in der Karte zeigt, das er zu einer kleinen Insel vor Korfu gehören muss.
2 Wochen später - Rückflug
Gestützt auf die Wetterinformationen aus dem Teletext wird der
Rückflug für den Samstag geplant. So umgehen wir die militärischen
Hürden und das Wetter müsste auch passen. Bereits am Freitag
wird die Maschine startklar gemacht und mittels an der Tankstelle gefüllter
Kanister vollgetankt. Am nächsten morgen sind wir früh auf und
der Blick auf’s Wetter zeigt, das eine von Frankreich nach Südwestdeutschland
ziehende Front schneller vorangekommen ist, als es vorausgesagt war. Nachmittags
soll es im Westen Deutschlands anfangen zu regnen. Wir müssen uns
also beeilen, um über die Alpen zu kommen. Der Flug wird durchgehend
bis nach Verona geplant. Wir werden von der Gemeindeverwaltung Ugento (Enzo
Congdi ist der Ortsvorsteher und der Besitzer des Fluggeländes) am
Flugplatz verabschiedet, um 08:40 Uhr sind wir in der Luft. Nach ca. 30
Minuten sagen wir dem Ionischen Meer Byebye, langsam ändert sich die
Landschaft. Am Absatz hatten die Bauern die Steine zu „Trullis“ angehäuft,
das sind runde Steintürme, die aussen herum mit einer Steintreppe
versehen sind. Weiter nördlich bekommen die Bauten eine Spitze aufgesetzt.
Wir kommen in den Bereich von Amendola (wieder militärischer Luftraum)
und fliegen kontrolliert an der Küste endlang. Abgesehen von einem
Hubschrauber ist während 1,5 Stunden Flugzeit kein weiterer Verkehr
zu hören. Wir stellen fest, dass der italienische „Sporn“ ein Berg
ist, der ca. 500m aus dem Meer ragt, auf der Karte nimmt man so etwas nicht
sofort war.
Südlich von Ancona sagen wir auch der Adria Byebye und schwenken landeinwärts an den kontrollierten Lufträumen um Ancona und Rimini vorbei. Der Flugweg führt uns direkt über die Enklave San Marino, beim erreichen der Po–Ebene wird die Sicht schlagartig schlechter. Wir fliegen tief und die Kleinnavigation ist bei der geringen Sicht schwierig. Beim Anruf von Verona–Boscomatico bekomme ich die Auskunft, das der Platz Mittagspause hat und ein Wiederstart erst um 14:00 lokal möglich ist. Auf die Frage, ob wir den Nachtanken können, bekomme ich keine zuverlässige Auskunft. Wir beschliessen nach Trento weiterzufliegen, da gibt es sicher Sprit. Wie oft besteht die Gefahr am Boden zuviel Zeit zu verlieren. Wir fliegen nordwärts ins Gebirge ein., die Sicht wird etwas besser und man kann von Nordwesten hohe Bewölkung erkennen.
Trento macht einen sehr freundlichen Eindruck, wir können sofort tanken und der Man auf dem Turm besorgt die aktuellsten Wettermeldungen einiger Flugplätze im Norden, Innsbruck und Stuttgart melden CAVOK. Also schnellstens los, nach einigen Minuten sind wir schon hoch über Bolzano (Bozen). Richtung Westen sind die Berge zu, wir fliegen entlang des Tals auf der Brennerroute. Den Pass können wir über den Gipfel höhen überfliegen und bald darauf sind wir an der Zugspitze. Das kurze Stück über Österreich erscheint nach einer solchen Strecke noch kürzer. Nach Westen ist es sehr dunkel, aber auf der Kemptener Frequenz hört man Flugbetrieb. Etwas später können auch am Konstanzer Platz Flugbewegungen gehört werden, dahin werden wir wohl noch kommen. Schliesslich können wir über Schaffhausen nach Bremgarten weiterfliegen, die Landung erfolgt dort um 16:15 Uhr. Damit sind wir die 1400km incl. 50 Min. Tankstop und dem Umweg über den Brennerpass in 7 Stunden und 35 Minuten zurückgelegt !
Entlang dem Rhonetal nach Süden flüchten
Sightseeing in Avignon
Über die Seealpen nach Italien - Schnee 50km vom Mittelmeer
Begegnung mit dem Mittelmeer und der Hafen von Genua
Tanken in Pisa neben Airlinern
Ein Blick nach Elba, es wird bewölkter.
Über die Toskana nach Süden
Wolken bei Rieti zwingen zu einen Umweg nach Westen
Am Ziel in Ugento
Startbereit vor Olivenbäumen
Ziellandung tief über die Leitung
Tanken mit Schlauch und Kanister
Bei Galipoli und ein Blick auf unser Tauchrevier
Entlang dem Ionischen Meer
Oliven soweit das Auge reicht
Rückflug: der Sporn ist ein Berg !
Entlang der Adria
In den Aplen wird's Wetter schlechter
Den Tal entlang und über den Brenner ist es fliegbar.
Die Zugspitze - Deutschland hat uns wieder.
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