Vorgeschichte
Um die Weihnachtszeit herum entstand bei Telefonaten die Idee mit einer
Gruppe CT’s nach Andalusien zu fliegen. Als Termin wurde Ostern, Abflug
Gründonnerstag für ca. eine Woche, festgelegt. Karl hatte im
Februar einen Andalusien – Auto Urlaub auf dem Programm und hat sich dort
dabei einige Plätze angeschaut. Dadurch war mit Garrucha ein
Ziel im Süden bekannt und als Etappe hatten wir einen Bauernhof in
Südwestfrankreich empfohlen bekommen. Dann haben wir jeden CT-Piloten,
dem wir begegnet sind angesprochen, ob er mitmöchte.
Gründonnerstag
Bis 12:00 mittags Treffen sich auf dem Flugplatz Bremgarten (EDTG)
fünf CT’s:
D-MPCT Karl und Klaus
D-MTKG Werner und Paul
D-MNOR Franz und Manfred
D-MRJK Johannes und Wilk
D-MPGM Peter und Karin
Alle erledigen das Tanken und der Flugplan für einen Formationsflug über die franz. Grenze wird aufgegeben. Der erste Stop in Frankreich ist Montbeliard, nach ca. 30 Minuten Flugzeit. Karl hat hier unsere Landung beim französischen Zoll angemeldet. Der Anflug auf die 08 führt nah am Schlossberg vorbei. Nachdem wir abgestellt haben, interessiert sich niemand für uns. Der Flugplan wird per AIS Frankfurt geschlossen und die weitere Route durch Frankreich anhand der per GPS ansteuerbaren Flugplatze (Ambert, St. Flour, Aurrillac, Bergerac) geplant.
Beim Anflug auf das franz. Zentralmassiv treffen wir auf aufliegende Bewölkung. Bei dem dadurch nötigen Abdrehmanöver zeigt sich, das der Flug in der Formation noch nicht aufeinander abgestimmt ist. Die Gruppe fällt auseinander und hat Mühe wieder zusammen zu finden. Peter landet aufgrund dieses Durcheinanders in St. Etienne und bricht die Tour dort ab. Die verbleibenden 4 Maschinen steigen „on top“ über das Zentralmassiv um dann in einem Wolkenloch zum Flugplatz Ambert auf der westlichen Seite abzusteigen. Im dortigen Kaffee erfolgt dann eine Lagebesprechung und weiteres Briefing, man ist sich einig, das wir besser zusammenbleiben sollten.
Für den Rest der Tagesetappe wird der Flug über den Wolken beschlossen, also Steigflug auf 9500 ft und ein wunderschöner gemeinsamer Flug in der Sonne, dann ca. 20 km vor unserem Tagesziel der Abstieg durch ein Wolkenloch über dem Fluss Dordogne. Es folgt der Anflug auf Pressignac-Vicq in der Nähe von Bergerac, einem Bauernhof mit Landestrip. Karl warnt uns per Funk, dass die Bahn eine starke Steigung habe und wir bergauf landen sollen. Im Final sieht man, dass das flachere letzte Drittel der Bahn zum Landen reichen wird und wir setzen dort sanft auf.
Nach dem Festzurren der Maschinen werden wir von Hausherr Thierry in der zu Gästezimmern umgebauten Scheune einquartiert und treffen uns anschliessend in seinem Wintergarten zu einem französischen 7 Gänge Menü mit allem was dazugehört. Die Spezialität des Hofs sind Gänselebern und alles was es mit Gänsen gibt. Das Abendessen ist die erste Gelegenheit um sich kennen zu lernen, was intensiv genutzt wird.
Karfreitag
Nach einer kurzen Nacht werden die Maschinen aus Kanistern, die Thierry
an der nächsten Tankstelle gefüllt hat, nachgetankt. Die erste
Etappe des Tages führt uns östlich an den Pyrenäen vorbei
nach Ampuri Brava bei Rosas in Spanien.
Es wird ein schöner Flug über Westfrankreich bei bestem Flugwetter,
mit Anflug tief über die Häuser von Rosas. Der Platz ist ein
Fallschirmspringerzentrum, die zweimotorigen Absetzmaschinen starten im
5 Minuten – Takt. Wir werden belehrt, das in Spanien für jeden Flug
ein Flugplan aufzugeben ist, und man uns ohne nicht wegfliegen lassen wird
(der Flugplatz kassiert eine Gebühr für die Übermittlung).
Der Zeitverlust hier am Boden lässt uns fürchten, das wir an
diesem Tag den Flug bis nach Andalusien nicht mehr schaffen werden, wir
kommen erst nach 12:30 Uhr weg.
Der Flug führt uns im Landesinneren westlich an den Lufträumen von Barcelona und Valencia vorbei. Durch die Hektik in Rosas ist das Briefing etwas kurz ausgefallen, was sich durch zusätzliche Routenabsprache per Funk a la: „Kannst Du noch mal die Koordinaten von dem Platz durchgeben ?“, „Wie heisst das VOR das wir anfliegen?“, etc. rächt.
Wir fliegen über eine Gebirgslandschaft die Vergleiche mit Arizona zulässt. Da es inzwischen Nachmittag ist, entwickelt sich entsprechende Thermik, der Flug wäre nichts für magenschwache Passagiere, uns gefällt’s. Die Kurslinie führt uns über Morella, Wilk hat da kürzlich ein Häuschen gekauft und plant nächstes Jahr einen kleinen Flugplatz dazu zu bauen, der Fotokreis ist Ehrensache.
Nach ca. 4 Stunden Nonstopflug, bei dem wir gut vorangekommen waren, beschliessen wir eine Landung und kurze Pause. Passend zeigt sich links unter uns ein Flugplatz. Bei einem ersten Überflug zeigt sich, das die Bahn sehr kurz ist. Karl landet und warnt zusätzlich vor Unebenheiten auf der Bahn. Die anderen versuchen mehrere Anflüge, von denen keiner gut genug „passt“, worauf wir beschliessen das Risiko nicht einzugehen, und weiterzufliegen. Karl dreht seine Maschine um und startet wieder. Etwa 30 km weiter bietet sich uns der Flugplatz Almansa zur Landung an. Der Wind lässt sind nicht ermitteln, also der Nase nach anfliegen. Beim Ausschweben merken wir, das es eine Rückenwindlandung (ca. 20km/h) wird. Da brauchen wir mit den aerodynamisch hochwertigen CT’s die ganze Bahn, Franz landet als letzter, von uns gewarnt, gegen den Wind.
Für die letzte Strecke bis zu unserem Ziel Garrucha ermitteln wir
eine Restflugzeit von ca. 1,5 Stunden, es reicht also mühelos. Südlich
von Murcia wird ein kleiner Umweg nach Osten Richtung Küste gewählt.
Die letzten 80 km führen uns an der Küste entlang, was uns für
den ganzen Tag entschädigt. Auch beim Anflug auf den Flugplatz Garrucha
können wir die Windrichtung nicht eindeutig bestimmen. Karl landet
vom Meer her, die anderen warten in der Luft (man ist ja lernfähig),
er hat wieder Rückenwind, also weitere Landungen zu Meer hin. Johannes
(versucht) eine kurze Landung und kommt entsprechend tief an. Etwa 50 m
vor der Schelle plötzlich eine ca. 5 m hohe Stromleitung quer ! Weder
gekennzeichnet noch farbig markiert, also erschrocken Gas rein und hochgezogen.
Als wir alle am Boden stehen, dauert es nicht lange bis Dave, ein Trikelehrer
aus England, der hier am Platz schult, auftaucht. Er gibt uns den Schlüssel
zur neu gebauten Halle und wir können unsere Maschinen ohne Mühe
unterbringen. Man hat uns auch schon 2 Autos (Fiat und Opel) bereitgestellt,
die wir während unserem Aufenthalt nutzen können. Wir kommen
im „Best Mojachar Beach“ Hotel gut unter und treffen uns zum den Tag abschliessenden
Fischessen im Hafenrestaurant.
Ostersamstag
Diesen Tag wollen sich alle etwas von der grossen Tour erholen. Eine
Gruppe beschliesst einen Pool – Tag, die anderen fahren mit einem der Autos
der Küste entlang ein Stück nach Süden. Gegen 17:00 Uhr
trifft man sich auf dem Flugplatz zum gemeinsamen „Küste- rauf und
runter Fun- Fliegen“. Karl nutzt die Gelegenheit um mit dem spanischen
Flugplatzbesitzer Juan in der CT einen Rundflug zu machen. Dieser revanchiert
sich, indem er Franz mit seinem Tragschrauber mitnimmt. Von einem Flugplan
will hier niemand etwas wissen...
Am Abend bestellen wir alle zusammen ein üppiges Fischgelage, mit verschiedenen frisch ausgesuchten Fischsorten. Nach mehrstündigem Essen testen wir noch das Nachtleben in diversen Discos, es wird spät (oder wie man’s nimmt: früh).
Ostersonntag
Der Tag wird mit einer Tour nach Granada gefüllt. Wir umfliegen
die Alhambra zwecks Foto in Kniehöhe und landen auf dem UL – Gelände
Velte nördlich von Granada. Es zeigt sich, das sich eine CT (wenn
der Anflug hindernisfrei ist) auch auf 240m Asphalt landen lässt.
Vor der Bahn sind noch mal ca. 200m Sandpiste, auf denen auch gelandet
werden könnte. An dem Platz befindet sich eine Trikeschule und Trikevertrieb,
aber leider kein Sprit (womit wir entsprechend der spanischen UL Karte
gerechnet hatten). Wir beschliessen einen Weiterflug nach Sevilla bzw.
Malaga zu lassen und machen uns auf dem Rückweg nach Garrucha. Auf
dem Flug Richtung Sierra Nevada können wir die kräftige Thermik
nutzen, sie trägt uns bis über die Gipfel. Mit dieser Höhe
haben wir die Möglichkeit die Lufträume von Almeria zu überfliegen,
also schwenken wir südlich zur Küste. Um Almeria herum gibt es
flächendeckend nur Glas und Plastik, alles mit Gewächshäusern
zugebaut (die Tomaten zu Weihnachten müssen ja irgendwo herkommen).
Im Funk tönt es: „So weiter und wir sind in 2 Stunden in Ibiza“. Beim
Cabo Gata beginnen wir unseren decent in Richtung Garrucha, ca. 50 km.
Wir landen 10 km westlich auf dem seit 10 Jahren verlassenen Flugplatz
Turre. Die 1000m Runway, die Hallen und das fertige Abfertigungsgebäude
verfallen. Man sagt uns, das die Erbauer pleite sind und die Banken sich
nicht einigen können. Schade um diesen schönen Standort. Der
kurze Flug nach Garrucha endet mit einer Überraschung: Wir haben 20
Knoten böigen Wind quer zur Bahn, der sich an den Hallen verwirbelt
! Es werden viele Anflüge und Durchstartmanöver nötig, bis
alle unten sind und eine „wirklich gute“ Landung gelingt nur dem Werner.
Wir rufen beim Wetter an und erkundigen uns nach den Bedingungen für einen Rückflug nach Deutschland im Lauf der kommenden Woche. Die Prognose ist sehr schlecht, nur für die zwei kommenden Tage hätten wir eine Chance. Wir beschliessen, obwohl wir gerne noch ein paar Tage geblieben wären, die Maschinen reisefertig zu machen und am kommenden Tag aufzubrechen. Um die Tanks zu füllen, fährt der Opel mit Kanistern 3 mal zur Tankstelle im Ort, insgesamt 360 l. Am Abend werden wir von Birgit, die als Deutsche hier im Ort lebt und arbeitet, ausgeführt. Wir gehen (etwas) früher zu Bett.
Ostermontag
Wir planen an diesem Tag mit Flugplan an der Küste entlang wieder
zu unseren Bauern Thierry in Pressinag-Vicq zu fliegen. Bei unserem Abflug
begleitet uns Dave mit seinem Trike, er hat auf dem zweiten Sitz einen
Kameramann dabei, der uns, in enger Formation an der Beach von Mojachar
entlang, filmt.
Die erste Etappe führt uns zum Flugplatz Muchamiel bei Alicante,
wobei wir das deutsche Fliegerdorf südlich von Murcia überfliegen.
Es gibt mittlerweile 4-5 Häuser neben der Runway, sieht insgesamt
aber recht verlassen aus. In Muchamiel (deutsch: „Viel Honig“) geben wir
den Flugplan für den Durchflug durch die Lufträume Valencia,
Tarragona und Barcelona auf. Nach einer kurzen Rückfrage nach dem
Flugzeugtyp (UL’s dürfen nach spanischem AIP nicht in kontrollierten
Lufträumen fliegen) durch die zuständige AIS beim Flugplatzchef
ist der Flugplan genehmigt. Nach dem Start ist Valencia Control noch durch
die Berge abgeschirmt, ein Kontakt kommt erst nördlich vom Touristenzentrum
Benidorm zustande. Wir erhalten die Flughöhe 6500ft zugewiesen und
die Formation bemüht sich dies sehr genau zu halten, um einen professionellen
Eindruck zu erwecken. Es lohnt sich: nach einer Weile erhalten wir Anweisung
„fly direct to NDB SCO“, wir fliegen damit durch Luftraum A. Auch im weiteren
Verlauf gibt es keine Probleme mit den Kontrollstellen und der Funkverkehr
ist sogar einigermassen verständlich. Im Bereich von Barcelona fliegen
wir in den dafür vorgesehenen Korridoren A und C mit max. 3500ft.
Nördlich von Sabadell kommen Wolken (haben wir trotz tagelang strahlend
blauem Himmel nicht vermisst), die sich an den Bergen stauen, sehr tief
runter. Wir kommen in dem Tal, in dem der Korridor liegt, gerade noch durch
und Richtung Girona wird’s schon wieder heller. Auch hier ist ein Durchflug
durch die Kontrollzone kein Thema und wir landen zum Tanken in Ampuri Brava.
Auf unsere Frage nach einem französischen Zollflugplatz hin schüttelt
die Dame die den Flugplan annimmt nur mit dem Kopf „you do not need any
customs in europa anymore“. Offensichtlich ist Zoll nur über die deutsch/französische
Grenze noch ein Thema.
Diesmal sind wir nach ca. 1 Stunde wieder in der Luft Richtung Frankreich.
Nördlich von Perpignan werden wir beim Anflug auf eine Bergkette vom
Lee erfasst und kräftig durchgeschüttelt, es bleibt nur abdrehen.
Die Spitzen der Berge sind in Wolken, wir steigen darüber. Es folgt
ein langer Steigflug über immer höher werdende Wolken bis über
9000 ft. Hinter der Bergkette reissen die Wolken wieder auf und wir steigen
ab. Weiter auf Kurs sinkt die Wolkenuntergrenze immer mehr ab, wobei das
Gelände allmählich ansteigt. Im Funk beginnen Diskussionen über
eine Alternativroute Richtung Rhone – Tal, wobei wir auf den Stop in Pressignac-Vicq
verzichten müssten. Ein Machtwort von Karl beendet den Funkverkehr,
trotzdem dreht Leader Johannes nach einigen weiteren Minuten nach
Osten ab, es wird zu haarig. Inzwischen ist die Formation gut eingespielt
alle bleiben dran. Nach einigen Kilometern entlang der aufliegenden Wolken
tut sich eine helle Stelle in Kursrichtung auf, die Formation tastet sich
in dieser Richtung vorwärts. Nach einigen Minuten mit schlechten Sichten
sind wir durch und es tut sich ein Bilderbuchflugwetter auf. Gegen 19:30
landen wir bei Thierry, der uns schon erwartet. Wieder wird aufgetischt
wie man es sich in Frankreich vorstellt.
Spitze !!!
Dienstag nach Ostern
Der letzte Tag der Tour wird in 2 Etappen aufgeteilt. Wir werden diesmal
das Zentralmassiv nördlich bei Clermont-Ferrand umfliegen. Landung
und Flugplanaufgabe in Chalon. Wie auf der Tour mehrfach erlebt, finden
wir einen gut ausgebauten und gepflegten Flugplatz vor, auf dem sich niemand
für uns interessiert (Landegebühren Fehlanzeige !). Ein an der
vorbeiführenden Strasse fahrendes Auto wird zum überbrücken
angehalten, Karl hat mit seiner CT schon auf der gesamten Tour ein Batterieproblem.
Dann geht’s weiter zur Schlussetappe an Besancon vorbei mit Landung in
Bremgarten. Hier treffen wir auch Peter wieder, der eine halbe Stunde vor
uns hier angekommen ist, er hat ein paar sehr schöne Tage mit seiner
Karin in St Etienne verbracht.
Beim gemeinsamen Schlussessen in der Eule werden bereits Pläne geschmiedet, Süditalien und Griechenland sind im Gespräch. Aber auch Frankreich und Spanien werden uns sicher wiedersehen, es war toll.
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